Mythen und Klischees

Was ist dran an den Geschichten?

MYTHEN RUND UM CHRONISCH-ENTZÜNDLICHE HAUTERKRANKUNGEN

Lösen ungenügende Hygiene oder hoher Alkoholkonsum eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung aus? Können Betroffene sich einfach gesund essen? Es gibt viele Behauptungen rund um Psoriasis. Was an diesen Krankheitsmythen dran ist, erfahren Sie hier.

MYTHOS 1: UNGENÜGENDE HYGIENE LÖST PSORIASIS AUS.

Chronisch-entzündliche Hauterkrankungen werden durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems ausgelöst. Bakterien oder Pilze, die bestimmte Hautinfektionen auslösen können, spielen dabei überhaupt keine Rolle. Die Erkrankung ist nicht übertragbar.

Besonders intensive Hygiene kann vorgeschädigte Haut sogar reizen und die Symptome verstärken. Hautärzte raten deshalb zu einer sanften Hautpflege. Meist reicht es bei Schuppenflechte völlig aus, die Haut mit klarem Wasser zu reinigen.

MYTHOS 2: PSORIASIS IST ANSTECKEND.

Selbst bei intensivem Körperkontakt geht die Erkrankung nicht auf andere Menschen über – also auch nicht beim Sex. Die zum Teil sehr auffälligen Hautveränderungen belasten viele Menschen mit Schuppenflechte jedoch sehr – sowohl körperlich als auch emotional und sozial. Häufig schämen sie sich für ihr Aussehen und ziehen sich von ihrer Familie und Freunden zurück. Dabei können gerade körperliche Nähe und Berührungen dazu beitragen, ihre Psyche zu stärken, was sich positiv auf ihre Lebensqualität auswirken kann.

MYTHOS 3: PSORIASIS IST EINE REINE HAUT-ERKRANKUNG.

Schuppenflechte gehört zu den sogenannten systemischen Erkrankungen. Neben entzündeter schuppiger Haut können auch rheumatische Symptome, Darmbeschwerden oder Augenentzündungen auftreten. Betroffene haben zudem ein erhöhtes Risiko, Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislaufschäden, Bluthochdruck oder Diabetes zu entwickeln. Je früher eine chronisch-entzündliche Erkrankung systemisch – also mit einer Basistherapie – behandelt wird, umso größer ist die Chance auf ein weitgehend beschwerdefreies Leben.

MYTHOS 4: EINE ÄUßERLICHE BEHANDLUNG REICHT VÖLLIG AUS.

Eine äußerliche Behandlung mit speziellen Salben und Cremes kann z. B. Juckreiz lindern oder rissige Haut glätten. Sanfte Hautpflege schont den Säureschutzmantel der Haut. Um die Erkrankung jedoch langfristig zu kontrollieren, ist eine sogenannte Basistherapie unerlässlich. Moderne systemisch wirkende Medikamente tragen dazu bei, die Entzündungsbereitschaft der Haut zu senken und weiteren Krankheitsschüben vorzubeugen. In der Regel werden sie als Tabletten, Injektion oder Infusion verabreicht.

MYTHOS 5: WER SICH GESUND ERNÄHRT, KANN SEINE SCHUPPENFLECHTE HEILEN.

Ernährung kann mit dazu beitragen, dass die Haut schneller regeneriert und die Entzündungsbereitschaft gesenkt wird. Hilfreich ist eine möglichst naturbelassene Ernährung ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe. Doch Vorsicht vor sogenannten WunderDiäten, die eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung angeblich heilen sollen. Ernährung ist nur ein Baustein Ihres Therapiekonzepts.

Studien deuten darauf hin, dass Alkoholkonsum eine Psoriasis begünstigen kann. Auch Rauchen kann den Verlauf einer Psoriasis negativ beeinflussen, ebenso wie scharfe Gewürze oder Zitrusfrüchte. Was Ihnen individuell guttut und was nicht, können Sie mithilfe eines Ernährungstagebuchs herausfinden.

MYTHOS 6: URLAUB AM MEER TUT GUT BEI SCHUPPENFLECHTE.

Die Kombination von Salzaerosolen und UV-Strahlung kann entzündungshemmend wirken. Daher wird dieser Effekt zu speziellen Klima- oder auch UV-Kuren bei Schuppenflechte eingesetzt. Doch Vorsicht: Zuviel Sonnenexposition kann das Hautkrebsrisiko erhöhen. Deshalb gilt: Sonnenbaden immer mit Maß und gutem Sonnenschutz.

MYTHOS 7: MIT SCHUPPENFLECHTE DARF MAN KEINEN SPORT MACHEN.

Bewegung und Sport tun Körper und Seele gut. Sie verbessern Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und bauen Stress ab. Wer fit ist, kann die Herausforderungen einer Erkrankung im Alltag meist besser bewältigen.

Schwitzen Sie viel beim Sport, hilft im Anschluss eine Dusche und milde Hautpflege, um möglichen Irritationen der Haut vorzubeugen. Auch atmungsaktive, bequeme Sportkleidung hilft dabei, dass Sie sich auch in Bewegung in Ihrer Haut wohlfühlen. Eine Sportpause ist nur während eines akuten Krankheitsschubs sinnvoll.

Abgestempelt?

TIPPS FÜR EINEN ENTSPANNTEN UMGANG MIT KLISCHEES UND VORURTEILEN

„Ist das eigentlich ansteckend?“ Kommt Ihnen diese Frage auch bekannt vor? Wer chronisch krank ist, hat nicht selten auch mit unsensiblen Mitmenschen oder handfesten Klischees zu kämpfen. Das kann verletzend sein. Die folgenden Tipps zeigen Möglichkeiten auf, wie Sie Vorurteilen begegnen und sich selbst bestmöglich schützen können.

TIPP 1: IHRE INNERE EINSTELLUNG

Es kommt nicht darauf an, was andere über Sie denken. Wichtig ist v. a., was Sie selbst denken. Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind, können Sie auch nach außen hin selbstbewusst und offen auftreten. Selbstvertrauen ist dabei wie ein Muskel, den Sie aktiv trainieren können. Führen Sie sich z. B. vor Augen, welche Herausforderungen Sie durch Ihre Erkrankung gemeistert haben und seien Sie stolz darauf. Eine einfache Körperübung sieht so aus: Stellen Sie sich vor einen Spiegel und nehmen Sie bewusst wahr, was Ihnen an Ihrem Körper gut gefällt. Schenken Sie diesen „schönen Ansichten“ auch im Alltag vermehrt Aufmerksamkeit. Mehr über Selbstakzeptanz und innere Stärke lesen Sie in der Broschüre Lieben.

TIPP 2: OFFEN GEGENÜBER FAMILIE UND FREUNDEN

Eine unbedachte Aussage vom Partner, von einem Freund oder von einem Familienmitglied trifft meist viel tiefer als ein Spruch von einem Fremden. Vielleicht reagieren Sie dann wütend und stoßen Ihren Gesprächspartner vor den Kopf. Vielleicht ziehen Sie sich auch zurück, weil Sie denken, Ihr Gegenüber versteht Sie ohnehin nicht. Doch häufig wissen Freunde und Familie gar nicht, wie sehr sie Sie verletzen. Ein offenes Gespräch kann viel bewirken und Freundschaften nicht nur retten, sondern auch stärker machen.

Seien Sie daher aufrichtig zu nahestehenden Menschen und sagen Sie Ihnen, was Sie nervt und was Sie stattdessen gerne hören möchte, z. B.

  • Was ich nicht gerne höre: „Du tust mir so leid.“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Kann ich dir irgendwie helfen?“
  • Was ich nicht gerne höre: „Reg dich nicht auf, dass stresst nur deine Haut.“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Lass uns in Ruhe reden, wir finden eine Lösung.“
  • Was ich nicht gerne höre: „Stell‘ dich nicht so an.“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Eine chronische Krankheit kann eine Last sein. Möchtest du darüber reden?“

 

TIPP 3: OFFENHEIT WAGEN

Ihre Haut-Erkrankung ist möglicherweise für viele Menschen sichtbar und führt zu unangenehmen Fragen und Vorurteilen. Nicht jeder kennt den Begriff Plaque-Psoriasis oder weiß, was Acne inversa ist. Erklären Sie in einfachen Worten und mit wenigen Sätzen, um welche Haut-Erkrankung es sich bei Ihnen handelt und wie es Ihnen damit geht. Ihre ersten, kurzen Erklärungen könnten z. B. so klingen:

  • „Meine Krankheit zeigt sich auf der Haut, ist aber nicht ansteckend.“

  • „Ich leide an einer Autoimmunerkrankung. Das heißt, mein Abwehrsystem bekämpft meine eigenen Körperzellen. Dadurch entstehen immer wieder Entzündungsherde in der Haut, die sehr schmerzhaft sein können.“

  • „Meine Krankheit ist nicht heilbar. Sie lässt sich aber gut behandeln.“

  • „Durch meine Erkrankung bin ich manchmal extrem erschöpft. Es fühlt sich an, als wären meine Batterien grundlos leer. Ärzte nennen das Fatigue.“

Um anderen zu vermitteln, worunter Sie leiden, hilft es, selbst gut informiert zu sein. Wichtige und verständlich aufbereitete Fakten zu Ihrer Erkrankung finden Sie hier.

TIPP 4: GELASSEN BLEIBEN

Eine flapsige Bemerkungen oder starrende Blicken können verletzen. Meist steckt dahinter jedoch keine böse Absicht, sondern schlicht Unwissenheit. Reagieren Sie cool und nachsichtig, können Sie mit Ihrem Gegenüber ins Gespräch kommen und mögliche Vorurteile schnell aus dem Weg räumen.

So bleiben Sie gelassen:

  • Ein Spruch trifft Sie und Sie werden wütend oder traurig? Atmen Sie mehrmals tief durch. Das entspannt sofort und macht einen klaren Kopf.

  • Distanzieren Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes: Treten Sie einen Schritt nach hinten und schließen Sie die Augen. So verlassen Sie für einen kurzen Moment die Situation und können gelassener in die Situation zurückkehren.
TIPP 5: GESCHICKT KONTERN

Vor allem gemeine Bemerkungen aus heiterem Himmel können sprachlos machen. Wäre es nicht schön, in solchen Situationen schlagfertig zu kontern? Die gute Nachricht lautet: Schlagfertigkeit lässt sich gut vorbereiten:

  • Notieren Sie sich Vorurteile, mit denen Sie im Alltag häufig konfrontiert werden. Denken Sie dabei auch an Klischees, die Ihnen in speziellen Situationen, etwa im Büro oder im Schwimmbad, begegnen könnten.

  • Nun sammeln Sie clevere Reaktionen. Das können selbst ausgedachte Sprüche sein, aber auch Zitate von Promis oder historischen Persönlichkeiten. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt …

    „Kann ich dich überhaupt anfassen?“ – „Nein. Streicheln darf mich nur mein Partner.

    „Gehst du damit etwa ins Schwimmbad?“ – „Ja. Psoriasis und Unwissenheit sind zum Glück nicht ansteckend.“

    „Solltest du mit so einem Hautausschlag nicht besser mal zum Arzt?“ – „Tja … Jetzt, wo du‘s sagst …“

  • Bereiten Sie sich auf die nächste Konfrontation vor, indem Sie das Gespräch gedanklich durchgehen. Üben Sie Ihre Antworten dabei wie Vokabeln.

  • Bleiben Sie in Gesprächen stets aufmerksam und achten Sie auf Ihr Bauchgefühl. Häufig zeichnet sich schon im Vorfeld ab, dass bspw. ein Arbeitskollege zu einem dummen Spruch ansetzt. Lernen Sie, die Anzeichen zu deuten, damit Sie sich nicht überrumpelt fühlen.

Hier erfahren Sie mehr über chronisch-entzündliche Hauterkrankungen.

Hilfreiche Informationen rund um Themen, die Sie im Alltag bewegen.

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