Geschichte der Erkrankung

Die Geschichte der chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen

Schon vor Jahrhunderten berichteten Menschen von Krankheiten auf der Haut. Auch damals fühlten sich Betroffene durch die körperlichen und sichtbaren Symptome eingeschränkt. Sie wurden ausgegrenzt und als unrein bezeichnet. Heute hat sich vieles verbessert. Fortschritte in der Medizin und der Forschung haben im Laufe der Zeit einiges geleistet. Symptome können gelindert werden und Betroffene können ihren Alltag weitestgehend beschwerdefrei gestalten.

Von der Viersäftelehre zu neuen Erkenntnissen über chronisch-entzündliche Hauterkrankungen

Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, und Acne inversa (AI) sind für die Medizin noch recht junge Krankheitsbilder. Die ersten Berichte über Hautkrankheiten reichen allerdings bis ins Altertum zurück. Damals wurden sie anders verstanden als heute. Grund dafür ist vor allem die Viersäftelehre.

Sie besagt, dass es vier Säfte im menschlichen Körper gibt: Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle. Damit der Körper gut funktionieren kann, muss zwischen diesen vier Säften ein Gleichgewicht herrschen. Die Haut stellt eine Hülle dar, die die Säfte reguliert. Verhält sich ein Mensch moralisch falsch oder sündhaft, geraten die Säfte aus ihrer Ordnung und machen den Menschen krank – und auch seine Haut. Krankheiten wurden damals als Gottes Strafe für moralisches Fehlverhalten gehalten. Die Hauterscheinungen sollten jedoch nicht geheilt werden. Die Menschen hatten Angst, dass sie dadurch die schlechten Säfte zurückzudrängen würden und sich noch schlimmere Krankheiten oder sogar Wahnsinn entwickeln könnte. Eher sollten bei den sogenannten Ausblühungen des Körpers Aderlässe oder Abführmittel die schädlichen und gestauten Säfte ausleiten.

Die Vorurteile über Hautkrankheiten, die Betroffene teilweise auch heute noch erleben, gründeten sich in dieser Zeit. Denn Menschen mit einer Hautkrankheit wurden aufgrund der Viersäftelehre als Aussätzige behandelt, die mit Schuld und Sünde behaftet waren. Sie mussten in Heimen leben, die meist vor den Toren der Stadt angesiedelt waren, um die restliche Bevölkerung nicht anzustecken.

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts und den Fortschritten in der Forschung wandelte sich das Bild, das lange Zeit über Betroffene und ihre Erkrankungen herrschte. Die Forschung konnte zeigen, dass Psoriasis und Acne Inversa nicht ansteckend sind und Betroffene am gesellschaftlichen Leben teilhaben sollten. Es wurden Therapien entwickelt, die immer gezielter eingesetzt werden konnten und die zu einer Linderung der Symptome führten.

Gerade in den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft viele neue Erkenntnisse sammeln können, die auch in Zukunft dafür sorgen werden, das Leben von Patient*innen weiter zu verbessern.

FORTSCHRITTE IN DER DIAGNOSTIK UND THERAPIE

  1. 400 vor Christus

    Die Viersäftelehre wird in den Schriften des Philosophen Hippokrates das erste Mal wissenschaftlich ausgearbeitet. Sie wird bis ins 19. Jahrhundert in der Forschung und in der Praxis beibehalten.
    Betroffene mit Hautleiden werden zu Hippokrates Zeiten vor allem mit Teerpräparaten behandelt. Teer hemmt die Zellen, weiter zu wachsen und reduziert Entzündungen. In Form von Salben, Pasten oder Ölen wird es auf die Haut aufgetragen oder in ein Bad gegeben. Allerdings ist es sehr reizend und riecht unangenehm.

  2. 1780

    Arsen gilt als Heilmittel bei Hautkrankheiten. Die sehr starken Nebenwirkungen wie schwere Vergiftungen oder Krebs sind damals kaum bekannt. Bis ins 20. Jahrhundert wird es in der Therapie angewendet.

  3. 1799

    Der englische Arzt Robert Willan grenzt Psoriasis von Lepra ab. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Schuppenflechte den ansteckenden und gefährlichen Krankheiten wie Lepra zugeordnet.

  4. 1839

    Der französische Arzt Alfred Velpeau beschreibt erstmals ungewöhnliche Hauterscheinungen an den Achseln, den Brüsten und im Analbereich. Seine Beschreibungen gleichen den Symptomen der heutigen Acne inversa.

  5. 1847

    Der Arzt Ferdinand von Hebra beschreibt in seinem Werk „Über Psoriasis“ als erster Schuppenflechte als eine eigenständige Krankheit und trennt sie damit von den infektiösen Hautleiden ab. So schafft er die einheitliche Bezeichnung Psoriasis.

  6. 1864

    Der französischer Arzt Verneuil vermutet, dass die Hautveränderungen, die Velpeau 1839 beschrieben hatte, entzündete Schweißdrüsen sind. Er bezeichnet sie deshalb als Hidradenitis suppurativa.

  7. Ende 18. Jahrhundert

    Die Haut wird mehr und mehr als eigenständiges Organ betrachtet. Mehr in den Mittelpunkt rückt auch die Frage, wie Hauterkrankungen entstehen und was sie für den Körper bedeuten. Die Erkenntnisse bilden den Grundstein für den medizinischen Fachbereich der Dermatologie.

  8. 19. Jahrhundert

    Die Natur wird für die Menschen in diesem Jahrhundert immer wichtiger. Auch in der Therapie von Hautkrankheiten zeigt sich die Natur: Luft- und Wassertherapien sollen das Hautbild verbessern und Krankheiten heilen. Wenig später wird auch die Sonne als heilende Kraft angesehen und es werden Sonnenbadanlagen gegründet.

  9. 1920

    Ein Arzt berichtet von ultravioletten Strahlen, die das Hautbild bei seinen Psoriasis-Patient*innen verbessert haben. Fünf Jahre später kombiniert er die Bestrahlung mit Steinkohlenteersalben. Steinkohlenteer wird bis heute in der Therapie verwendet. Es wirkt entzündungshemmend, hilft, die Hornschicht der Haut zu lösen, lässt kein neues Gewebe entstehen und richtet sich gegen Bakterien.

  10. Mitte 20. Jahrhundert

    Kortikosteroide, heute auch als Kortison-Präparate bekannt, werden für Psoriasis eingeführt. Sie wirken antientzündlich und mäßigen das überschießende Immunsystem.

  11. 1970

    Weitere Wirkstoffe kommen auf den Markt, die die Symptome von chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen bessern.
    • Retinoide wie Isotretinoin und Acitretin sind natürliche Abkömmlinge von Vitamin A, die entweder topisch (lokal) oder systemisch (ganzheitlich) angewendet werden. Das Vitamin hilft der Haut, sich zu regenerieren und sich gesund aufzubauen.
    • Vitamin-D Analoga hemmen das Wachstum neuer Zellen und fördern die vollständige Reifung bestehender Zellen. So bewirken sie bei der Psoriasis gezielt, dass die Haut nicht verhornt.
    Außerdem wurde die UV-Bestrahlung verbessert und kann nun gezielter und einfacher angewendet werden.

  12. 1989

    Zwei Ärzte erkennen, dass bei der Hidradenitis suppurativa besonders die Körperbereiche betroffen sind, bei denen sich Hautflächen viel berühren und eng aneinander liegen. Das sind die Achselhöhlen, die Gesäßfalte, der Genitalbereich oder Stellen unterhalb der weiblichen Brust. Zusätzlich weisen sie darauf hin, dass es eine Erkrankung der Haarfollikel sei und sich die Schweißdrüsen als Folge entzünden. Sie prägen daher den Begriff Acne inversa.

  13. 1990

    Bahnbrechende Fortschritte können mit neuartigen biologischen Arzneimitteln erzielt werden: Biologika verbessern bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen die Therapie und damit auch die Lebensqualität von Betroffenen. Nach und nach werden immer mehr Biologika für die Psoriasis-Therapie zugelassen.

  14. 1991

    Große Fortschritte für Patient*innen mit schweren Formen der Psoriasis oder Psoriasis-Arthritis bringt der Wirkstoff Methotrexat. Er dämpft das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend.

  15. 2013

    Mittlerweile werden fast 25 Prozent aller Psoriasis-Patient*innen mit Biologika behandelt.

Moderne Therapiestandards, verbesserte Lebensqualität

Im Laufe der Zeit verbesserten sich die Therapiemethoden und die Medikamente bei CED enorm. Für Betroffene von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen werden dadurch die Symptome gelindert – und sie erhalten die bestmögliche Lebensqualität.

Krankheiten der Haut sind zwar schon seit Jahrhunderten bekannt, doch erst in jüngster Zeit haben Mediziner*innen und Forschende angefangen, zu verstehen, wie die Zusammenhänge von chronisch-entzündlichen Erkrankungen eigentlich aussehen. Es wurde erkannt, dass das Immunsystem sich gegen den eigenen Körper richtet und dadurch Entzündungen auslösen kann. Entstehen immer wieder neue Entzündungen, kann sich dies auf den Stoffwechsel, den Kreislauf und auch auf die Psyche von Patient*innen auswirken. Dadurch konnten Therapien und Medikamente verbessert werden und Betroffenen ihr alltägliches Leben erleichtern.

Auch weiterhin werden altbewährte Therapien eingesetzt, die fortwährend optimiert werden. So gehören lokale Salben oder Licht- und Klimatherapien auch heute noch zu den Möglichkeiten einer Behandlung.

Ärzt*innen können dank der heutigen modernen und innovativen Therapien sowohl akute Beschwerden behandeln, als auch die langfristige Gesundheit der Patient*innen aufrecht erhalten. Die Kombination aus Akut- und Basistherapie führt zu weniger schweren Verläufen und deckt Komplikationen rechtzeitig auf. Gerade Biologika haben einen wichtigen Stellenwert erreicht. Ziel jeder Therapie ist es, Betroffenen ein weitgehend beschwerdefreies Leben mit ihrer Erkrankung zu ermöglichen und sie bestmöglich zu versorgen.

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Wie ist eigentlich die Geschichte der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen?

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