Mein Immunsystem

Wie entsteht eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung?

Das Immunsystem ist sehr komplex und seine Mitspieler sind ständig im Einsatz. Normalerweise bekämpfen sie in perfekter Koordination eindringende Bakterien, Viren oder andere Substanzen, die unseren Köper schädigen können. Doch manchmal reagieren einige von ihnen über und richten sich gegen gesunde Strukturen.

Drei effektive Schutzbarrieren schützen unseren Körper

ERSTE SCHUTZBARRIERE: HAUT UND SCHLEIMHÄUTE

Die erste Schutzbarriere besteht aus mechanischen, chemischen und antimikrobiellen Abwehrsystemen: Schleim, Enzyme im Speichel und in der Tränenflüssigkeit, Magensäure sowie Mikroorganismen können Keime und Schadstoffe unschädlich machen. Zusammen mit Reflexen wie Niesen oder Husten wehrt der Körper so den größten Teil der Eindringlinge schon an seinen Außengrenzen ab.

ZENTRALE ROLLE DER DARMBARRIERE

Die Darmwand ist aufgebaut aus vielen Zotten, die die Darmoberfläche auf über 300 Quadratmeter vergrößern. Sie verhindert, dass schädliche Keime durch die Darmwand in die Blutbahn gelangen. In der Darmflora siedeln rund 10 Billionen nützlicher Bakterien und bekämpfen krankmachende Keime auf der Darmschleimhaut. Die Darmschleimhaut (Mukosa) lässt nur Nährstoffe und Wasser passieren. Eine dicke Schleimschicht auf ihrer Oberfläche, auch Mukus genannt, hält Darmbakterien fern. Etwa 70–80 % aller Abwehrzellen stehen in der Darmwand bereit, um Eindringlinge direkt vor Ort zu bekämpfen oder um von hier aus über Blut- und Lymphbahnen schnell an andere Einsatzorte zu gelangen. Weitere Informationen zum Aufbau und zur Funktion des Darms lesen Sie unter Mein Darm. Hier können Sie sich auch ein anschauliches Video über das größte Hohlorgan des Körpers anschauen.

ZWEITE SCHUTZBARRIERE: DIE ANGEBORENE VERTEIDIGUNG

Zur zweiten Schutzbarriere, unserem angeborenen Immunsystem, gehören verschiedene Immunzellen: Fresszellen können körperfremde Zellen erkennen und schnell in ihre Bestandteile zerlegen. Anschließend präsentieren sie bestimmte Überreste von Krankheitserregern (Antigene) auf ihrer Oberfläche. So kann die Immunabwehr zukünftig schädliche Zellen sofort identifizieren. Zusätzlich setzen sie Botenstoffe frei, die weitere Immunzellen herbeirufen.

Killerzellen eliminieren kranke, von Viren befallene oder entartete Körperzellen wie zum Beispiel Krebszellen. Entdecken sie verdächtige Zellen, lösen sie diese mithilfe von Zellgiften auf.

DRITTE SCHUTZBARRIERE: DIE ERWORBENE ABWEHR

Die dritte Schutzbarriere wird aktiv, wenn das angeborene Immunsystem die Erreger nicht allein vernichten kann. Bei dieser Barriere handelt es sich um das etwas langsamer agierende, erworbene Immunsystem. Bestimmte Immunzellen (vor allem T- und B-Lymphozyten) tasten die Form der Antigene auf der Oberfläche der Fresszellen exakt ab und es werden spezifische Antikörper dagegen entwickelt. In sogenannten Gedächtniszellen speichern sie diese individuellen Informationen, um bei einem erneuten Kontakt mit genau diesem Krankheitserreger sofort massenhaft Antikörper ins Gefecht zu schicken. So verhindern sie effektiv eine erneute Erkrankung beziehungsweise mildern diese stark ab.

Weshalb kommt es zu Entzündungen?

Löst das Immunsystem einen Eindringlings-Alarm aus, sorgen wiederum Botenstoffe, sogenannte Zytokine, für eine komplexe Reaktion: Alle Gefäße der betroffenen Körperregion weiten sich, sodass sie besser durchblutet werden. Außerdem werden sie durchlässiger, damit die Abwehrzellen leichter an ihren Zielort gelangen. Schließlich sorgen Schmerzsignale dafür, dass die betroffene Stelle geschont wird und so der Heilungsprozess weitgehend ungestört ablaufen kann.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Immunsystem auf Abwegen

Bei einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) funktioniert die Darmbarriere als Schutzschild des Immunsystems nicht mehr einwandfrei: Die Vielfalt der Darmbakterien sinkt, einige dringen in die geschwächte Darmschleimhaut ein und aktivieren dort die Immunabwehr. Daraufhin schütten die Immunzellen vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe aus, die den Entzündungsprozess immer weiter in Gang halten. Betroffene leiden dann häufig unter Beschwerden wie unkontrolliertem, z. T. blutigem Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfen und Abgeschlagenheit. Hält die Entzündung langfristig an, können bei Colitis ulcerosa Gewebsstrukturen im Dickdarm und bei Morbus Crohn im gesamten. Verdauungsapparat zerstört werden. Manchmal können zusätzlich auch andere Bereiche Ihres Körpers betroffen sein, etwa die Gelenke oder Augen. Der medizinische Fachbegriff lautet „extraintestinale Manifestation“ und bedeutet, dass Folgen der Erkrankung außerhalb des Darmkanals sichtbar werden. 

Warum die Entzündung bei einem CED-Schub so lang anhält, ist bisher ungeklärt. Ein wichtiges Ziel der Therapie bei CED ist daher, den Entzündungsprozess zu stoppen und so weitere Gewebeschäden zu verhindern. Je früher und konsequenter behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen. Wie Ihr Medikament dazu beitragen kann, lesen Sie unter „Mein Produkt“.

Aktiv für ein starkes Immunsystem

Neben den Medikamenten, die Sie in Absprache mit Ihrem Arzt einnehmen, können Sie auch selbst etwas für Ihr Immunsystem tun:

  • Bleiben Sie körperlich fit, indem Sie sich regelmäßig bewegen – am besten an der frischen Luft. Welche Sportarten Ihnen gut tun, erfahren Sie hier .
  • Sorgen Sie im Alltag immer wieder für kleine Auszeiten. Achtsamkeit und Momente der bewussten Entspannung helfen Ihrem Immunsystem dabei, möglichst reibungslos zu funktionieren. Hier finden Sie Übungen zum „Loslassen“.
  • Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, und setzen Sie auf eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost. Rezeptideen, die Appetit auf eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung machen, erhalten Sie hier.
  • Indem Sie sich gegen Viruserkrankungen impfen lassen, helfen Sie Ihrer körpereigenen Abwehr.
  • Reduzieren Sie Stress – besonders am Arbeitsplatz. Hier erfahren Sie mehr darüber.

ANSCHAULICH UND DETAILLIERT

Lesen Sie in Ruhe alles nach, was Sie zum Thema Immunsystem und CED wissen möchten und testen Sie am Ende der Broschüre Ihr Wissen in einem kurzen Quiz.

Das Immunsystem – Funktion und Bedeutung bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung

Egal ob frisch verliebt oder mitten in der Familienplanung: Lieben mit CED?

Wie funktioniert eigentlich der Darm?

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