Übers Vergleichen und Versagen

Die goldenen Zwanziger mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED)

Lesezeit ca. 2 Min.

Viele in meinem Alter haben ganz andere Sorgen, ganz andere Themen, die sie bewegen. Während ich mir Gedanken mache, wo die nächste Toilette in der Nähe des Hörsaals ist, planen Gleichaltrige die nächste Party. Zugegeben: Das ist natürlich ein sehr plakativer Vergleich. Aber etwas dran ist da schon an dieser gesellschaftlichen Assoziation, dass junge Menschen ständig neue Erfahrungen machen und sich selbst neu erfinden.

Immer wieder gibt es Momente, in denen ich merke, dass ich nicht das durchschnittliche, unbeschwerte Studi-Leben führe. Denn eines fehlt mir, was für andere so selbstverständlich scheint: Meine Gesundheit. Die sorglosen Zeiten, die mir die Remission schenkt, sind nicht selbstverständlich. Sie sind kostbar. Oft genug fühle ich mich wie eine alte Frau, körperlich nicht meinem jungen Alter entsprechend, während ich Verabredungen absagen und bei der Uni kürzertreten muss. Der Vergleich mit Gleichaltrigen ist in diesen Situationen manchmal sehr schmerzhaft.

Dennoch schätze ich mittlerweile die unbeschwerten Stunden und die kleinen Dinge viel mehr, wohl wissend, dass ich morgen wieder mit Schmerzen aufwachen könnte. Durch das genaue Auseinandersetzen mit mir, meinem Körper und meinem Geist habe ich mit der Zeit immer mehr zu mir gefunden. Ich weiß, was ich kann und wohin ich möchte. Für mich hat meine Krankheit auch die Selbstfindungszwanziger abgekürzt.

Das war definitiv nicht immer so. Als ich mit der Diagnose Colitis ulcerosa früher aus Neuseeland wiederkam, meine ersten Wochen als Studentin im Krankenhaus verbrachte oder ein Praktikum abbrechen musste, habe ich mich ziemlich verloren gefühlt. Wie eine Versagerin. Wütend auf meinen Körper, trauernd um die entgangenen Erfahrungen. Nichts schien ich zu Ende bringen zu können.

Im Nachhinein habe ich gelernt, dass ich nichts leisten muss, um wertvoll zu sein. Dass ich gut so bin, wie ich bin. Auch mit einem verrückt gewordenen Darm. Diese Erfahrungen, die ich schon in jungen Jahren gemacht habe, waren oft schmerzhaft. Aber sie haben mich wachsen und erwachsen werden lassen.

Blogs von Nele

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Ich bin jung und krank. Ein lebendiges Paradoxon in den Augen der Gesellschaft. Dieser scheinbare Widerspruch wird mir in den alltäglichsten Situationen immer wieder bewusst. Sei es das Aufsuchen eines Behinderten-WCs oder das Fragen nach einem Sitzplatz in der Bahn.

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Keine Angst vor dem Arztbesuch –

Wie man als Patient den nächsten Termin mitgestalten kann

Der nächste Arztbesuch steht vor der Tür und du möchtest die Gelegenheit nutzen, um zu berichten, wie es dir die letzten Wochen so ergangen ist. Außerdem brennen dir noch Fragen zum Rehaantrag und dem neuen Medikament unter den Nägeln. Dann ist es endlich so weit: 

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Warum ein guter Facharzt an deiner Seite das A & O ist

Als ich meine Diagnose bekam, war ich gerade in Neuseeland unterwegs. Wieder zurück in Deutschland, war es wahrlich ein Kampf, schnell einen Facharzt-Termin zu bekommen.

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Nach der Schulzeit steht einem auf einmal die Welt offen. Kein Mathe, kein Geschichte und kein Latein mehr! Dafür wartet die große Freiheit auf einen, das tun zu können, was einen wirklich interessiert. Das kann aber gleichzeitig auch ganz schön überfordernd sein, denn wie soll man bei allein 19.000 verschiedenen Studiengängen und den zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland das für sich passende finden?

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Neben all den kleinen und großen Dingen, die man tagtäglich gut meistert, gibt es auch immer wieder Momente, wo einfach alles zu viel erscheint. Wo man sich am liebsten im Bett verkrümeln will, sich aber gleichzeitig die Aufgaben auf dem Schreibtisch stapeln. In solchen Momenten kann es ganz schön viel Kraft und Mut kosten, die Hand zu strecken und nach Hilfe zu fragen. „Was soll der Professor denn denken? Andere kriegen das ja auch hin.“, sind nur einige meiner Gedanken gewesen.

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Meine 8 Tipps

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Diagnose Colitis Ulcerosa.

Und jetzt?

Als ich die Diagnose Colitis Ulcerosa mitgeteilt bekam, fühlte es sich wie ein schlechter Traum an. Erst ein wenig später, fing ich an zu begreifen, was diese zwei Wörter eigentlich meinten. Und erst nach Wochen und Monaten spürte ich, was Colitis Ulcerosa, was chronisch krank sein bedeutet. Für mich und für mein Leben.

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Neles Blog
Hi, ich bin Nele,

geboren 2000 und habe Colitis Ulcerosa!

Als waschechtes Küstenkind kann ich nicht ohne Möwen, Sand und Meer. So hat es mich von der Nordsee, wo ich aufgewachsen bin, für mein Psychologie-Studium an die Ostsee verschlagen.

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Nele

HI, ICH BIN NELE, GEBOREN 2000 UND HABE COLITIS ULCEROSA!

Als waschechtes Küstenkind kann ich nicht ohne Möwen, Sand und Meer. ...

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