CED und Homosexualität:

Outen gegenüber Ärzt:innen

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Als homosexuelle Patientin oder Patient einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung kann es eine zusätzliche Sorge geben, wenn du deine Hausarzt- oder Gastroenterologiepraxis aufsuchst: Wie kann ich meinen Ärzt*innen meine Sexualität oder Geschlechtsidentität mitteilen? Was würde das Outing für mich und meine Erkrankung bedeuten? Menschen von deiner Homosexualität oder Geschlechtsidentität zu erzählen ist eine sehr persönliche Entscheidung, und die Erfahrung empfindet jeder anders. Ein Ort, an dem es schwierig sein kann zu entscheiden, ob diese persönlichen Informationen offengelegt werden sollen, ist die Arztpraxis.

Schwule und Lesben beschreiben Probleme bei CED Betreuung

Eine große Sorge ist Stigmatisierung oder Benachteiligung. Würde dich dein Arzt oder deine Ärztin, anders behandeln, wenn du deine sexuelle Orientierung oder Identität offengelegt hast? Eine Studie hat gezeigt, dass Schwule und Lesben in einigen Fällen den Kontakt mit Ärzt*innen gemieden haben, weil sie das Gefühl hatten, diese hätten sie in der Vergangenheit falsch behandelt. Dies dürfte sich sehr wahrscheinlich auch auf ihre chronisch-entzündliche Darmerkrankung und dazugehörige Therapie auswirken. Forscher*innen fanden heraus, dass es zwar viele ähnliche Probleme für Homosexuelle und Nicht-Homosexuelle Patientinnen und Patienten mit CED gibt, jedoch zeigte sich auch, dass die sexuelle Identität ebenfalls einen Einfluss hat. Betroffene fühlen sich aufgrund von Vorurteilen in der Gesellschaft teilweise isoliert und nicht genügend unterstützt.

Outing mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung ein Muss?

Ob ein Outing für dich als CED Patientin oder Patient gegenüber deinen Ärzt*innen wichtig ist, ist rein deine Entscheidung, denn deine sexuelle Orientierung bleibt etwas Persönliches.

Es gibt hier keine richtige oder falsche Antwort. Dennoch kann die Sexualität oder Geschlechtsidentität von Betroffenen potenzielle Auswirkungen auf einige Aspekte der Gesundheitsversorgung haben, daher ist es für Ärzt*innen hilfreich, sich dessen bewusst zu sein, um eine passende Diagnose zu stellen oder eine Therapie zu verschreiben.2 Grundsätzlich: Solange sich Homosexuelle sicher fühlen, ist es eine gute Idee, sich vor ihren Ärzt*innen zu outen. Einige fühlen sich bei dem Gedanken jedoch nicht wohl und das ist auch ok. Ein Coming-out und das Teilen seiner sexuellen Orientierung ist nicht etwas, zu dem sich jemand unter Druck gesetzt oder gezwungen fühlen sollte. Betroffene können auch zunächst andere Anlaufstellen nutzen und beispielsweise medizinische Fachangestellte nach Empfehlungen oder Informationsmaterial ansprechen.

Teilweise geht es jedoch nicht bloß um das Outen selbst, sondern um das medizinische Wohlbefinden. Wenn Beschwerden im Intimbereich oder beispielsweise Begleiterscheinungen wie Fisteln oder Abszesse vorliegen, ist es wichtig dies bei dem Arzt oder der Ärztin abzuklären. Hier ist ärztliche Behandlung die einzige Lösung, denn sie können nicht von allein heilen. Wenn es dir schwerfällt, diese Themen allein mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu besprechen, dann nimm deine*n Partner*in mit. Gemeinsam fühlst du dich möglicherweise sicherer und wohler.

Fazit: Trau dich, denn es ist wichtig für deine Gesundheit

Lass dir nicht von negativen Erfahrungen Steine in den Weg deiner Gesundheitsversorgung legen. Finde einen Hausarzt bzw. eine Hausärztin und einen Gastroenterologen oder eine Gastroenterologin, bei dem bzw. der du dich wohl fühlst über deine Homosexualität oder Geschlechtsidentität zu sprechen, damit du die Behandlung erhältst, die du benötigst. Bei einer chronischen Erkrankung wie CED ist es wichtig, dass du die für dich richtige Therapie erhältst, damit sich deine Entzündung nicht verschlechtert. Unser Tipp: Falls du dich für ein Coming-out entscheidest, nimm eine Bezugsperson mit. Diese kann Unterstützung und zusätzliche Kraft geben.

Dein Care+ Team

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