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Erwachsenwerden

Von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenmedizin

Eine der wichtigsten und gleichzeitig turbulentesten Lebensphasen ist das Erwachsenwerden. In dieser Zeit stehen zahlreiche Veränderungen an, die sowohl körperlicher, geistiger als auch sozialer Natur sind. Besonders herausgefordert werden Jugendliche, die an einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung wie Acne inversa, Psoriasis-Arthritis oder Plaque-Psoriasis leiden: Sie müssen ihre Erkrankung und die Pubertät unter einen Hut bekommen, ihre bisherige kinderärztliche Betreuung (Pädiatrie) aufgeben und in die Erwachsenenmedizin wechseln. Der Übergang zum „Erwachsenen-Arzt“ wird Transition genannt. Damit deine Transition so reibungslos wie möglich verläuft, bekommst du hier einige Tipps für die frühzeitige Planung.

Transition bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen

Neue Freunde und Interessen, Führerschein, der erste Liebeskummer und die Frage, wie es nach der Schule weitergeht: In der Jugend gibt es viele Dinge gleichzeitig zu bewältigen. Bestimmt hast auch du den Kopf voll. Es ist daher vollkommen verständlich, wenn es dir nicht immer leichtfällt, dich neben allem anderen obendrein um deine Erkrankung zu kümmern.

Gerade in dieser Zeit ist es jedoch wichtig, auch deine Transition im Blick zu behalten. Indem du von der Kinder- und Jugendmedizin in die Erwachsenenversorgung wechselst, stellst du sicher, dass du auch weiterhin optimal medizinisch versorgt wirst. Kurzum: Du unternimmst einen großen und wichtigen Schritt Richtung Erwachsenwerden.

Für einen Wechsel sprechen viele Gründe

Du bist dir unsicher, ob du überhaupt deinen Arzt oder deine Ärztin wechseln möchtest? So wie dir geht es vielen anderen Jugendlichen mit einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. Immerhin kennen Betroffene ihren Pädiater oder ihre Pädiaterin oftmals seit vielen Jahren und haben dementsprechend ein besonders vertrauensvolles Verhältnis.

Versuche, deine Transition als einen natürlichen Teil des Erwachsenenwerdens zu betrachten. Ab einem gewissen Alter mag es dir eventuell komisch vorkommen, weiterhin zu deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin zu gehen. Als Teenager fühlst du dich in der Erwachsenenmedizin vielleicht besser aufgehoben. Ein Dermatologe oder eine Dermatologin ist auf Haut- und Geschlechtskrankheiten spezialisiert. Daher hat dein neuer Dermatologe oder deine neue Dermatologin mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Möglichkeiten, um sich um dich und deine Bedürfnisse als junger Erwachsener oder junge Erwachsene mit einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung zu kümmern.

Transition: Mit Teamarbeit zum Erfolg

Stell dir vor, dein 18. Geburtstag steht vor der Tür und dir fällt mitten in einem Krankheitsschub ein, dass du noch zum Dermatologen oder zur Dermatologin für Erwachsene wechseln wolltest. Eine solche „Last-Minute-Transition“ ist nicht ratsam. Statt deine Arztpraxis überstürzt wechseln zu müssen, solltest du deinen Übergang rechtzeitig planen und vorbereiten. Bedenke auch, dass es unter Umständen einige Zeit in Anspruch nehmen kann, bis du eine geeignete dermatologische Praxis in deiner Nähe findest.

Im Idealfall erfolgt die Transition in Teamarbeit. So musst du dich um deinen Ärzt*innen-Wechsel nicht völlig allein kümmern. Gemeinsam mit zahlreichen Beteiligten, darunter dein Pädiater oder deine Pädiaterin, deine Eltern, Dermatolog*innen, Rheumatolog*innen sowie gegebenenfalls Sozialarbeiter*innen, planst du alle notwendigen Schritte, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Wichtig ist vor allem, dass dein neuer Arzt oder deine neue Ärztin im Vorfeld aus­führlich über deine Kranken­geschichte, die Art deiner chronisch-entzündlichen Haut­erkrankung, deine bisherigen Behandlungen und gege­benen­falls über Medika­menten­unverträg­lich­keiten infor­miert wird.

Entweder geschieht dies direkt durch deinen Pädiater oder deine Pädiaterin oder durch dich selbst. Möglich ist beispielsweise, dass du alle wichtigen Informationen zusammenträgst und sie im Erstgespräch vorlegst. Mithilfe deiner Pädiaterin oder deines Pädiaters kannst du sicherstellen, dass du nichts Bedeutendes auslässt.

Die Entscheidung, wann du zur Erwachsenenmedizin übergehst, triffst du selbst. Gute Voraussetzungen für deinen Wechsel sind, wenn du dich körperlich und seelisch fit fühlst. Da der Transitionsprozess mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen kann, ist es sinnvoll, sich ab dem 16. Lebensjahr oder früher mit dem Thema zu beschäftigen. Wende dich an deinen Pädiater oder deine Pädiaterin, deine Eltern oder eine andere Vertrauensperson, um zu besprechen, wie du vorgehen kannst. Zusammen im Team lässt es sich vielleicht einfacher einschätzen, wann die Transition gut zu meistern ist.

Die Therapie früh in die eigene Hand nehmen

In der Pubertät gehört es dazu, Neues auszuprobieren und Grenzen auszuloten. Wenn andere auf Partys gehen und Zigaretten, Alkohol oder auch andere Drogen konsumieren, übt dies häufig einen großen sozialen Druck aus – denn Jugendliche wollen oft einfach dazu gehören. Als junger Mensch mit einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung geht es dir da sicherlich nicht anders.

Indem du auch um vermeintlich harmlose Drogen wie Alkohol einen großen Bogen machst, kannst du Krankheitsschüben und möglichen anderen Komplikationen vorbeugen. Je mehr du auf dich und deine Haut Acht gibst, desto größer ist dein Schritt in Richtung Erwachsenwerden.

Auch Eltern können ihr Kind auf dem Weg in ein selbstständiges Leben unterstützen. Als Elternteil sind Sie es wahrscheinlich gewohnt, die Therapie Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter mit allem Drum und Dran zu betreuen. Irgendwann kommt jedoch der Zeitpunkt, ab dem Sie Ihrem Kind zuliebe loslassen sollten. Indem Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter möglichst viel Wissen über seine oder ihre Erkrankung vermitteln, helfen Sie ihm oder ihr auf den Weg in ein selbstständiges Leben.

Bist du Expert*in für deine Haut?

Um besser einschätzen zu können, ob du für deinen Ärzt*innen-Wechsel bereit bist, hat das Kompetenznetz Patientenschulung im Kindes- und Jugendalter (KomPaS) den sogenannten Between-Kompass entwickelt. Mithilfe der ausdruckbaren Checkliste kannst du dir deine offenen Fragen notieren, Notizen machen und siehst auf einem Blick, was für deine Transition wichtig ist.

Je umfangreicher dein Wissen über deine Erkrankung ist, desto besser. Indem du deine Haut-Fakten in und auswendig kennst, kannst du auch deine Therapie bestmöglich unterstützen. Wenn du folgende Fragen beantworten kannst, bist du richtig gut:

  • Um welche Erkrankung handelt es sich?
  • Welche Medikamente nehme ich ein: Name, Wirkstoff, Wirkweise, Dosierung?
  • Welche Unverträglichkeiten oder Komplikationen liegen bei mir vor?
  • Wurden bei mir weitere Erkrankungen festgestellt? Wenn ja, welche?
  • Kann ich einschätzen, wie sich Alkohol, Nikotin und Drogen auf meine Erkrankung auswirken?
  • Wer ist mein Notfallkontakt?
  • Wie sehen meine aktuellen Untersuchungsergebnisse aus? Was bedeuten sie?

Unterstützungsmöglichkeiten

Als wäre die Pubertät nicht genug, haben Jugendliche mit einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung mit ihrer Transition einen zusätzlichen Job zu erledigen. Damit dein Ärzt*innen-Wechsel so reibungslos wie möglich verläuft, kannst du neben der Hilfe durch deinen Pädiater oder deiner Pädiaterin verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen.

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