Mythen und Klischees

Was ist dran an den Geschichten?

MYTHEN RUND UM CHRONISCH-ENTZÜNDLICHE DARMERKRANKUNGEN

Um Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kursieren zahlreiche Theorien. Manche davon stimmen, andere entpuppen sich als Halbwahrheiten und andere wiederum als vollkommen falsch. Erfahren Sie hier, was an den populärsten Mythen rund um chronischentzündliche Darmerkrankungen (CED) wirklich dran ist.

MYTHOS 1: EINE ERNÄHRUNGSUMSTELLUNG KANN EINE CED HEILEN.

Besonders im Internet tauchen regelmäßig Wunder-Diäten auf, die eine CED angeblich heilen können. Das stimmt so jedoch nicht. Denn eine CED wird immer von vielen Faktoren bestimmt und Ernährung ist nur einer davon. Das bedeutet, auch die gesündeste Ernährung kann eine CED nicht heilen.

Gleichwohl spielt Ernährung eine wichtige Rolle bei CED: Ausgewogen und an individuelle Unverträglichkeiten sowie verschiedene Krankheitsphasen angepasst, kann sie Nährstoffmängeln vorbeugen und so den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

MYTHOS 2: CED UND REIZDARM SIND DASSELBE.

Zwar treten auch beim sogenannten Reizdarmsyndrom Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen auf. Anders als Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommt es beim Reizdarm aber nicht zu Entzündungen im Darm. Darum ist auch die Behandlung anders. Vielen Menschen mit Reizdarm hilft es bereits, die Ernährung individuell anzupassen und im Alltag Stress zu reduzieren.

MYTHOS 3: MENSCHEN MIT CED SOLLTEN KEINEN SPORT TREIBEN.

Im Gegenteil! Das richtige Maß an Sport und Bewegung kann bei CED zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit, den Krankheitsverlauf und mögliche Begleiterscheinungen wie chronische Müdigkeit (Fatigue) haben. Eine Sportpause ist daher nur während eines akuten Krankheitsschubs sinnvoll. Besprechen Sie Ihr Trainingsprogramm am besten immer mit Ihrem Arzt.

MYTHOS 4: CED ERHÖHT DAS RISIKO FÜR DARMKREBS.

Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Nehmen Sie daher die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs wahr: Je früher Darmkrebs entdeckt wird, desto besser lässt er sich behandeln.

MYTHOS 5: AUCH MISCHFORMEN ZWISCHEN COLITIS ULCEROSA UND MORBUS CROHN SIND MÖGLICH.

Richtig ist, dass die Unterscheidung zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa manchmal schwierig ist. Dann sprechen Mediziner von einer „noch nicht festlegbaren Entzündung der Dickdarmschleimhaut“ oder auch von Colitis indeterminata. Die Colitis indeterminata kann ebenso wirksam behandelt werden wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

MYTHOS 6: DIE HÄUFIGKEIT VON CED NIMMT ZU.

Nicht nur in Deutschland, auch weltweit nimmt die Zahl der Menschen mit CED immer weiter zu. Besonders in Südostasien sowie Mittel- und Südamerika klettern die Zahlen nach oben. Experten sehen darin einen Hinweis darauf, dass es sich bei CED zumindest teilweise um eine Zivilisationskrankheit handelt.

MYTHOS 7: RAUCHEN LÖST MORBUS CROHN AUS.

Die genauen Ursachen und Auslöser von Morbus Crohn sind noch nicht eindeutig geklärt. Belegt ist jedoch, dass Rauchen die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Morbus Crohn zu erkranken. Neben einer genetischen Veranlagung gilt Tabakkonsum sogar als wichtigster Risikofaktor. Darüber hinaus kann Rauchen auch den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. So ist das Risiko, dass sich die Erkrankung verschlechtert, bei Rauchern mit CED doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern mit CED. Ein Rauchstopp lohnt sich daher immer.

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TIPPS FÜR DEN UMGANG MIT KLISCHEES IM ALLTAG

„Gehst du schon wieder aufs Klo?“ Vermutlich treffen Sie im Alltag immer wieder einmal auf Unverständnis. Der Umstand, dass DarmErkrankungen häufig noch ein Tabu darstellen, scheint Halbwissen und Vorurteile zu begünstigen. Lassen Sie sich durch einen dummen Spruch nicht den Tag verhageln – mit den folgenden Tipps reagieren Sie in jeder Situation souverän.

TIPP 1: INNERE STÄRKE

Eine bekannte Weisheit lautet: Wenn Sie etwas nicht ändern können, ändern Sie Ihre Einstellung dazu. Ihre Erkrankung ist chronisch und wird Sie vielleicht noch vor die eine oder andere Herausforderung stellen. Akzeptieren Sie Ihre CED und schließen Sie Frieden damit. Das macht Sie innerlich stark, so dass Sie auch nach außen hin selbstbewusst und offen auftreten können. So sind Sie auch gegenüber dummen Sprüchen weniger angreifbar und verletzlich. Mehr über ein positives Körpergefühl und innere Stärke erfahren Sie in der Broschüre Lieben.

TIPP 2: OFFEN GEGENÜBER FREUNDEN

Unbedachte Aussagen, Mitleidsbekundungen und unwillkommene Ratschläge können nerven. Werden sie von Familienmitgliedern und guten Freunden geäußert, treffen sie meist besonders tief. Vielleicht reagieren Sie dann wütend oder ziehen sich verletzt zurück. Doch oft meinen es Freunde und Familie nicht böse und wissen gar nicht, dass sie Sie verletzen. Ein offenes Gespräch kann daher viel bewirken und sogar Beziehungen und Freundschaften stärken.

Sprechen Sie offen mit nahestehenden Menschen über nervige Äußerungen. Erklären Sie Ihnen auch, was Sie stattdessen gerne hören möchten, z. B.:

  • Was ich nicht gerne höre: „Mit dir kann man gar nichts mehr unternehmen.“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Wie können wir gemeinsam Zeit verbringen?“

  • Was ich nicht gerne höre: „Bist du schon wieder krank?“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, du kannst ja nichts dafür, dass du chronisch krank bist.“

  • Was ich nicht gerne höre: „Du tust mir so leid.“
    Was ich stattdessen gerne höre: „Kann ich dir irgendwie helfen?“
TIPP 3: EINFACH UND KLAR

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind komplexe Erkrankungen, die sich häufig nicht in einem Satz erklären lassen. Viele Menschen verwechseln eine CED zudem mit Bauchweh, Durchfall oder mit Reizdarm. Erschwerend kommt hinzu, dass Darm-Erkrankungen leider häufig tabubehaftet sind. Es ist viel leichter mit anderen über Diabetes mellitus oder eine Herzschwäche zu sprechen als über eine CED.

Möchten Sie mehr Verständnis von Ihren Mitmenschen? Dann werden Sie zum CED-Botschafter und leisten Sie Aufklärungsarbeit. Versuchen Sie dabei in einfachen Worten und mit wenigen Sätzen zu erklären, was eine CED ist und wie es Ihnen damit geht. Hat jemand weitere Fragen, können Sie immer noch „ausholen“ und ins Detail gehen. Ihre kurzen Erklärungen können z. B. so klingen:

  • „Bei CED kommt es zu Entzündungen im Darm. Darum habe ich häufig Bauchweh und Durchfall und muss manchmal ganz schnell auf die Toilette.“

  • „CED ist nicht heilbar. Sie lässt sich aber gut behandeln. Dafür muss ich dauerhaft Medikamente einnehmen.“

  • „CED geht auf eine Störung des Immunsystems zurück. Dadurch entstehen schmerzhafte Entzündungen im Darm. Die Beschwerden kommen meist schubweise und klingen nach einiger Zeit wieder ab.“

  • „Durch meine Erkrankung bin ich manchmal extrem erschöpft. Es fühlt sich an, als wären meine Batterien grundlos leer. Ärzte nennen das Fatigue.“

  • „Reizdarm und CED sind unterschiedliche Erkrankungen. Reizdarm kann zwar ebenfalls sehr belastend sein. Anders als bei CED kommt es bei Reizdarm aber nicht zu chronischen Entzündungen im Darm.“
TIPP 4: COOL UND SACHLICH

Nicht hinter jedem Spruch steckt böse Absicht. Meist wissen es Ihre Mitmenschen einfach nicht besser. Und mal Hand aufs Herz: Ist es Ihnen noch nie passiert, dass Sie einem Bekannten mit Übergewicht mehr Sport empfohlen oder dem ewigen Junggesellen aus Ihrem Freundeskreis Flirttipps gegeben haben? Üben Sie sich daher in Nachsicht. Reagieren Sie auf einen blöden Spruch gelassen und argumentieren Sie sachlich, ist die Chance groß, dass Ihr Gegenüber Ihnen zuhört. Fahren Sie hingegen aus Ihrer Haut und reagieren aggressiv, wird sich der Andere in seiner Meinung nur bestätigt fühlen.

TIPP 5: GUT GEKONTERT

Ein blöder Spruch oder eine gemeine Bemerkung kommt meist ohne Ankündigung. Wie den meisten Menschen bleibt Ihnen in dieser Situation vermutlich erst einmal die Sprache weg. Im Nachhinein fallen Ihnen dann allerhand kreative Antworten ein. Das ist für den Moment zwar ärgerlich, für die Zukunft jedoch Gold wert. Schlagfertigkeit lässt sich nämlich trainieren:

  • Notieren Sie sich Vorurteile, mit denen Sie im Alltag konfrontiert werden. Um sich zu wappnen, nehmen Sie auch weitere Klischees auf, die Ihnen möglicherweise im Büro oder im Bekanntenkreis begegnen können.

  • Nun sammeln Sie schlagfertige Antworten. Das können eigene sein, die Sie sich selbst ausgedacht haben, oder bspw. Zitate von Comedians oder anderen Berühmtheiten. Ein paar Beispiele:

    „Gehst du schon wieder auf’s Klo?“ – „Leider, aber immerhin kannst du mir dort keine blöden Fragen stellen.“

    „Du siehst gar nicht krank aus.“ – „Und du siehst gar nicht aus als wärst du ein Arzt.“

    „Iss‘ doch einfach mal gesünder.“ – „Hier ist die Nummer von meinem Ernährungsberater. Er freut sich immer über Tipps.“

  • Bereiten Sie sich auf die nächste Konfrontation vor, indem Sie das Gespräch durchsprechen. Nutzen Sie dafür auch die Spiegelmethode: Stellen Sie sich vor einem großen Spiegel aufrecht hin und schauen Sie sich in die Augen. Sagen Sie Ihre schlagfertigen Antworten laut und selbstbewusst auf und üben Sie sie immer wieder wie Vokabeln.

  • Bleiben Sie in Gesprächssituationen aufmerksam und verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl. Häufig zeichnet sich schon im Vorfeld ab, wenn z. B. ein Arbeitskollege einen dummen Spruch machen will. Erkennen Sie die Anzeichen, werden Sie nicht überrumpelt und können schlagfertig reagieren.

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