Gelenk
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Wenn die Seele Hilfe braucht

Im Alltag mit einer Uveitis kann es immer wieder zu belastenden Situationen kommen, weil Ihre Augen schmerzen oder Ihre Sicht beeinträchtigt ist. Das belastet oft auch psychisch. Stress wiederum kann Ihren Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Stärken Sie Ihre Psyche und fördern Sie gleichzeitig Ihre körperliche Gesundheit.

Chronisch-entzündlichen Augenerkrankungen: Unsichtbare Hürden

Gutes Sehen ist für viele Menschen selbstverständlich. Durch eine chronisch-entzündliche Augenerkrankung, wie der Uveitis , ist diese wichtige Fähigkeit allerdings beeinträchtigt. Das kann Sie in Ihrem alltäglichen Leben einschränken und damit zu einer Belastung werden. Egal, ob es der lange Weg bis zur Diagnose ist, ob Ihre Sehkraft beeinträchtigt ist, Ihre Augen schmerzen oder lichtempfindlich sind – all das kann sich auf die Psyche auswirken.

Ältere Frau schaut lächelnd nach links
Ältere Frau schaut lächelnd nach links

Während eines Schubs können Sie vielleicht kein Auto fahren und sind auf andere angewiesen. Gemeinsame Fernsehabende, Kinobesuche oder Spieleabende werden zu einer großen Herausforderung. Als schwierig empfinden es viele Betroffene außerdem, dass ihre Beschwerden für Außenstehende nicht sichtbar sind. Dadurch ist es nicht immer einfach, das notwendige Verständnis des Umfelds zu bekommen.

Häufig ziehen sich Menschen mit einem aktiven Uveitis-Schub aus dem sozialen Leben zurück, weil sie das Gefühl haben, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Hinzu können Ängste kommen, wie es weitergeht. Nehmen Sie sich Zeit für sich. Oft sieht die Welt am nächsten Tag wieder ganz anders aus. Manchmal können die negativen Gefühle Sie auch längere Zeit begleiten. Wenn Sie merken, dass diese Stimmung die Oberhand gewinnt, sollten Sie sich Hilfe holen und vielleicht auch eine Psychotherapie in Betracht ziehen.

In der Broschüre Uveitis finden Sie hilfreiche Informationen zum Krankheitsbild sowie zahlreiche Ratschläge für Betroffene und Angehörige.

Die Beziehung von Immunsystem und Psyche

Wenn wir lachen, dann lachen auch unsere Augen. Denn sie sind nicht nur dazu da, Dinge um uns herum wahrzunehmen. Auch unsere Emotionen drücken wir mit ihnen aus, egal ob Freude, Wut, Trauer oder Zuneigung. Sie sind ein emotionales Ausdrucksorgan und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit.

Ist diese Fähigkeit jedoch beeinträchtigt, kann die seelische und damit auch die körperliche Gesundheit darunter leiden. In einer Untersuchung fanden Forschende heraus, dass Patient*innen mit einer aktiven Uveitis einen deutlich höheren Stresslevel haben als solche ohne.

Erstaunlich ist dabei, dass sich Körper und Psyche gegenseitig beeinflussen. Sind Sie achtsam und gönnen sich regelmäßige Ruhepausen, können Sie Ihr körperliches Wohlbefinden verbessern. Andererseits kann aber auch ein ungünstiger Kreislauf entstehen. Denn psychischer Stress begünstigt Entzündungsprozesse im Körper und kann zu neuen Schüben führen. Und das verursacht weiteren psychischen Stress.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Immunsystem. Ist dieses geschwächt, kann es Entzündungen im Körper befeuern und die Beschwerden der Uveitis verstärken. Das wiederum erhöht häufig den psycho-sozialen Druck für die Betroffenen. Denn durch einen neuen Schub kann es sehr herausfordernd sein, sich mit Freunden und Familie zu umgeben, die beruflichen Aufgaben zu erfüllen oder andere alltägliche Situationen zu meistern. Dieser seelische Druck schwächt das Immunsystem weiter, eine regelrechte Abwärtsspirale kann entstehen.

Durchbrechen Sie diesen Kreislauf und lenken Sie ihn in eine positive Richtung. Mit etwas Übung und ausreichend Zuversicht werden Sie schnell merken, welche Methoden sich besonders für Sie und Ihren Alltag eignen. 

Mehr zum Thema Immunsystem können Sie unter Mein Immunsystem
 

Weniger Beschwerden, weniger Stress

Wie bei allen chronisch-entzündlichen Erkrankungen gilt auch bei der Uveitis: Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig für Ihre Gesundheit und den Krankheitsverlauf. Manchmal ist es vielleicht schwierig, die vielen Termine im Alltag unterzubekommen. Setzen Sie Ihre Gesundheit an erste Stelle. Nur so kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin die Entzündungsprozesse kontrollieren, Beschwerden frühzeitig entgegenwirken und die optimale Therapie für Sie empfehlen. Sie profitieren in der Regel von längeren schubfreien Phasen, in denen Sie Ihre Reserven auffüllen können.

Auch mögliche Nebenwirkungen der Medikamente, die Ihnen verschrieben werden, können nur so früh erkannt und behandelt werden. Besprechen Sie das Vorgehen immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und setzen Sie Medikamente niemals ohne Rücksprache ab.
 

SOS der Seele: Anzeichen erkennen

Stress bedeutet für Ihren Körper immer, dass er sich im Ausnahmezustand befindet. Für kurze Zeit ist das meist unproblematisch. Dauert der Stress jedoch an, senden Körper und Psyche Warnsignale. Diese zeigen Ihnen, dass das Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist und Sie wieder mehr auf sich achten sollten.

Körperliche Anzeichen

  • Muskuläre Verspannungen
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Schweißausbrüche
  • Müdigkeit, Schlappheit
  • Schlafprobleme
  • Verdauungsbeschwerden

Psychische Anzeichen

  • Unsicherheiten, Sorgen, Ängste
  • Unruhe, Nervosität
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Aggressivität, Gereiztheit
  • Unentschlossenheit
  • Überforderung

Dabei wird es immer wieder gute und eben auch schlechte Tage geben. Das ist vollkommen normal. Wichtig ist allerdings, dass Sie sich nicht allein von Ihrer Erkrankung leiten lassen. Nehmen Sie Ihr Leben selbst in die Hand. Verstecken Sie sich nicht, sondern stehen Sie zu sich. Nur so finden Sie heraus, was Ihnen guttut und welche Aktivitäten Sie als belastend erleben. Gibt es bestimmte Situationen, die Sie regelrecht unter Stress setzen, können Sie diesen künftig besser vorbeugen oder versuchen, die Gegebenheiten zu ändern.

Schärfen Sie Ihre Sinne

Unsere Augen sind unser wichtigstes Sinnesorgan. Ist das Sehvermögen beeinträchtigt, wirkt sich das auf viele Bereiche des Alltags aus und kann die Lebensqualität stark einschränken.

Ist Ihre Sehkraft eingeschränkt oder schmerzen Ihre Augen, können Sie bestimmte Aktivitäten als sehr anstrengend empfinden. Wenn Sie zum Beispiel gerne fotografieren, nähen, stricken oder Ballsportarten wie Tennis oder Fußball nachgehen, fordern Sie Ihre Augen vielleicht zu stark heraus. Probieren Sie doch mal neue Aktivitäten aus, die Ihre Augen entlasten und Ihrem Geist guttun. Wenn Sie zum Beispiel in einem Büro arbeiten, können Sie auch Ihren Arbeitsplatz Uveitis-gerecht gestalten. Leichter arbeiten lässt es sich zum Beispiel mit großen Monitoren und blendfreier Beleuchtung.

Checkliste Rheuma Jugendliche
Checkliste Rheuma Jugendliche

Wenn sich ein neuer Schub ankündigt, kann es hilfreich sein, Ihre anderen Sinne aktiv zu nutzen. Wann haben Sie zuletzt bewusst an einer Blume gerochen? Auch ein Duschgel, das Sie an den letzten Urlaub erinnert, kann schöne Erinnerungen wecken. Oder Sie lassen es sich bei einem leckeren Stück Kuchen gutgehen und genießen den Moment. So können Sie Ihren inneren Blick auf die Dinge ins Positive lenken.

Trainieren Sie Ihre Sinne regelmäßig, um Ihre Augen bei Bedarf tatkräftig entlasten zu können. Das kann ganz einfach sein: Schließen Sie einmal beim Essen die Augen. Konzentrieren Sie sich darauf, welche Gerüche Sie wahrnehmen. Können Sie bestimmte Gewürze erkennen? Nehmen Sie einen Bissen und fokussieren Sie sich ganz allein auf den Geschmack. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass er intensiver ist? Oder öffnen Sie das Fenster und versuchen Sie, die vielfältigen Geräusche einzuordnen. Sicher finden Sie schnell heraus, dass der Alltag voller kleiner Übungen steckt, um die eigenen Sinne zu schärfen.

Von gutem und von schlechtem Stress

Stress ist allgegenwärtig. Und die körperliche Reaktion dabei ist stets die gleiche: Adrenalin und Kortisol werden freigesetzt, Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich. Früher hieß es dann: Flucht oder Kampf! Heute laufen diese Reaktionen jedoch ins Leere und werden zu einer körperlichen Belastungsprobe.

Zugleich unterscheiden wir positiven und negativen Stress. Empfinden Sie Druck als positiv und löst er ein angenehmes und beflügelndes Gefühl aus, erleben Sie Eustress. Der Grund kann zum Beispiel eine herausfordernde Aufgabe sein, die Sie voller Elan meistern können.

Distress wird dagegen als negativ und belastend empfunden. Sie fühlen sich unsicher, ängstlich, sind angespannt und haben das Gefühl, dem Druck nicht standhalten zu können. Wird Distress chronisch, kann er Ihre körperliche Gesundheit negativ beeinflussen. Ein geschwächtes Immunsystem und neue Entzündungen können die Folge sein.

Ihr Einsatz für Ihr Wohlbefinden

Finden Sie die richtige Balance und ausreichend Entspannungsmomente, damit Ihr Körper und Ihr Geist gesund bleiben. Wenn Sie sich selbst beobachten und auf Ihre innere Stimme hören, werden Sie nach und nach herausfinden, wo Ihre Grenzen liegen, was Ihnen guttut und was Ihnen Kraft gibt. Mit diesem Wissen können Sie Strategien entwickeln, um den Druck herauszunehmen und neue Stärken zu entwickeln.

An erster Stelle steht, dass Sie die Erkrankung als Teil von sich annehmen. Sie werden merken, dass Sie immer weiter daran wachsen werden.

 
  • Seien Sie offen für Neues
    Manchmal können Sie vielleicht geliebten Hobbies eine Zeit lang nicht mehr nachgehen. Dann ist es am besten, nach vorn zu blicken und sich neue Perspektiven zu suchen. So können Sie neue Fähigkeiten und Interessen entdecken, die Ihnen sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Vielleicht erlernen Sie ein Instrument? Sie werden erstaunt sein, wie gut Tast- und Gehörsinn sich ergänzen.
  • Werden Sie Expert*in
    Wie heißt es so schön: Wissen hilft! Informieren Sie sich umfänglich über Ihre Erkrankung, über die Auswirkungen und auch über Ihre Möglichkeiten. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ausführlich beraten. So wissen Sie, wie Sie die Entzündungsprozesse in Ihrem Körper positiv beeinflussen können und aktiv dazu beitragen, weiteren Schüben vorzubeugen.
  • Sie sind nicht allein
    Auch wenn nur Sie direkt betroffen sind, ist es wichtig, dass Sie Ihr Umfeld einbeziehen. Reden Sie offen über Ihre Situation. So können Außenstehende verstehen, wie es Ihnen geht, was Ihnen schwerfällt und wo Sie vielleicht Unterstützung benötigen. Denn ohne Wissen lässt sich kaum nachvollziehen, warum Sie bei der letzten Begegnung auf der Straße nicht gegrüßt haben, weshalb Ihnen das Putzen zuhause schwerfällt oder wieso Sie häufig eine Sonnenbrille tragen.

Natürlich kann es auch Zeiten geben, in denen Sie sich überfordert fühlen. Dann schalten Sie unbedingt einen Gang zurück. Um solche stressigen Phasen noch besser zu bewältigen, kann es außerdem sinnvoll sein, mehr Ruhe und Entspannung in Ihr Leben zu bringen.

 
  • Work-Life-Balance
    Für Menschen mit Uveitis spielt das Gleichgewicht von Arbeit und Privatleben eine besondere Rolle. Versuchen Sie, Ihren Alltag zu strukturieren, setzen Sie Prioritäten und halten Sie so die Balance. So können Sie Ihr Stresslevel deutlich senken!
  • Bewegung
    Ein bewegter Alltag ist Balsam für die Seele. Dabei muss es keine großartige Sporteinheit sein, auch ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft wirkt sich positiv auf Ihre Stimmung und damit auch auf Ihre körperliche Gesundheit aus.
  • Entspannungsübungen
    Klassische Entspannungsübungen wie Meditation, Yoga oder Progressive Muskelentspannung sind bewährte Methoden, um Körper und Geist in einen angenehmen Entspannungszustand zu bringen. Probieren Sie aus, was zu Ihnen passt!
  • Ruhezeiten für die Augen
    Regelmäßige Pausen entlasten Ihre Augen, damit diese den vielen Reizen im Alltag besser standhalten können. Planen Sie so gut es geht Auszeiten in Ihren Tagesablauf ein. Schließen Sie dazu die Augen und gehen auf eine kleine Gedankenreise. Oder lauschen Sie einem schönen Hörbuch und geben sich Ihrer Fantasie hin.

Belastung bewältigen – Stärke gewinnen

Doch egal wie gut Sie sich wappnen, es kann trotzdem Phasen in Ihrem Leben geben, in denen die Belastung zu groß wird und Sie den Weg allein nicht herausfinden. Sich das einzugestehen, kann schwerfallen und Sie verunsichern. Doch wenn Sie akzeptieren, dass Sie Hilfe benötigen, zeigen Sie große Stärke.

Um aus der gefühlten Sackgasse herauszukommen, kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine erste Anlaufstelle sein. Seien Sie ehrlich und sprechen Sie offen über Ihre Gefühle. Vielen anderen Betroffenen geht es genauso, sodass Sie hier eine erfahrene Beratung finden. Sicherlich können sie Ihnen zudem weitere Hilfsangebote empfehlen.

Auch eine Einzel- oder Gruppentherapie ist eine gute Möglichkeit, um sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen und Lösungswege zu finden. Welche Art der Psychotherapie zu Ihnen passt und welche Gesprächsmethoden Sie voranbringen, werden Sie schnell herausfinden.

Zuletzt gilt, dass niemand anderes sich besser in Sie hineinversetzen kann als andere Betroffene. In Selbsthilfegruppen profitieren Sie von den Erfahrungen anderer Menschen, die in ihrem Leben mit der Erkrankung vielleicht schon einen Schritt weiter sind als Sie selbst. Der Erfahrungsaustausch, bewährte Praxistipps und vor allem ehrliche Worte sind es, die Erkrankte untereinander austauschen können. Auch für Angehörige kann eine solche Gruppe äußerst hilfreich sein.
 

Wo finde ich Hilfe?

Die folgenden Anlaufstellen bieten weiterführende Informationen, Unterstützungsmöglichkeiten und Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe an:

  • Bei der Telefonseelsorge erreichen Sie rund um die Uhr jemanden. Kostenlos und anonym.
    Tel. 0800-1110111 oder 0800-1110222
    www.telefonseelsorge.de
  • Der psychiatrische Notdienst oder die Notfallambulanz einer Klinik hilft Ihnen weiter, wenn Sie sich in einer akuten psychischen Notfallsituation befinden.
    Wenden Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Dort wird Ihnen mitgeteilt, welche Anlaufstelle in Ihrer Nähe liegt.
    Tel. 116117
  • Der Selbsthilfeverein Uveitis e. V. informiert und schafft ein Netzwerk für Betroffene und Ihre Angehörigen.
    https://uveitis-ev.de/
  • Der Bundesverband AUGE e. V. stellt das Bindeglied zwischen Augenärzt*innen und Patient*innen dar. Hier können Sie sich zur Erkrankung, zu Therapien, Ansprechpartner, Kontaktstellen, Unterstützung sowie Ihren Rechten als Patient*in beraten lassen.
    http://www.bundesverband-auge.de/
  • Die Deutsche UVEITIS Arbeitsgemeinschaft DUAG e. V. hat sich zum Ziel gesetzt, Aufklärungsarbeit zu leisten, die Öffentlichkeit mit Informationen zu versorgen und den Aufbau regionaler Patientengruppen zu fördern. Hier finden Sie auch die Kontaktdaten zu regionalen Selbsthilfegruppen.
    https://duag.org/
  • Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen bietet eine Datenbank, in der Sie sich nach einer für Sie passenden Selbsthilfegruppe umschauen können.
    www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/ 
  • Darüber hinaus finden Sie hier unter Anlaufstellen eine Liste mit allgemeinen und therapiespezifischen Unterstützungsangeboten.

Erfahren Sie, wie Sie mit Entspannung und Bewegung die Augengesundheit unterstützen.

Hilfreiche Informationen für einen entspannten Umgang mit Vorurteilen.

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